Lektion III

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Funktion und Aufbau von Bibliothekssystemen II

Heute ging es weiter mit dem in der letzten Lektion begonnenen Thema zu der Funktion und dem Aufbau von Bibliothekssystemen. Wir machen weiter mit Koha, welches wir auch schon beim letzten Mal installiert haben.

Koha: Funktionen, Bedienung und allgemeine Eindrücke

In einer ersten Übung haben wir den grundlegensten Bibliotheksablauf überhaupt - die Ausleihe von Medien - mit Koha schnell durchgespielt. Dazu musste natürlich zuerst ein Buch erfasst sowie ein neuer Benutzer angelegt werden. (Ich merke mir für nächstes Mal: Es ist gut, wenn man sich Mediennummern und Benutzernummern aufschreibt - obwohl ich die einfachsten Nummern überhaupt gewählt habe, konnte ich mich natürlich dann nicht mehr daran erinnern und musste sowohl das Medium wie auch den Benutzer nochmals separat suchen. Was natürlich auch gerade eine gute Übung war, aber jetzt nicht gerade Sinn der Sache.) Dann konnte dem Benutzer das besagte, frisch aufgenommene Buch ausgeliehen werden. Bis auf meinen Patzer mit meinem Gedächtnis ging das alles sehr zackig und intuitiv - wobei zackig vielleicht etwas übertrieben ist, da mein Laptop bzw. mein Internet anscheinend mit der Kombination aus VPN, VM UND Webex-Bildschirm-Teilen etwas überfordert war und jeder Klick eine halbe Minute Wartezeit verursacht hat… (Auch hier lerne ich daraus und werde zukünftig wohl Webex über meinen Desktop-PC, die VM über meinen Laptop laufen lassen.) Mein allgemeiner Eindruck von Koha war aber sehr positiv, v.a. was die Benutzerfreundlichkeit und Usability angeht.

Hier ist z.B. das Interface der Admin-Oberfläche von Koha, das ich sehr übersichtlich finde:

Interface

Ein (kurzer!) Vergleich mit SISIS SunRise

In meinem Einleitungstext habe ich ja erwähnt, dass wir in unserer Bibliothek in Liestal noch das OCLC-System SISIS SunRise verwenden. Es war mir schon bewusst, dass dies ein ziemlich in die Jahre gekommenes System ist, aber jetzt konnte ich mit Koha zum ersten Mal so richtig vergleichen, wie SEHR SISIS mittlerweile zurückgeblieben ist. Koha war für mich viel ansprechender in der Bedienung, man fand sich sehr schnell zurecht. SISIS verwendet drei verschiedene Clienten (Ausleih-, Erwerbungs- und Katalogclient), während Koha mit einer Oberfläche zurechtkommt. Das macht alles automatisch viel einfacher. Auf einen Blick ist ersichtlich, wo ich Medien ausleihen oder recherchieren kann, wo ich Bestellungen tätigen kann und wo Verwaltungseinstellungen zu finden sind. Auch die vielen Personalisierungsfunktionen haben mich beeindruckt. Ich arbeite persönlich selten über das Backend von SISIS und habe deshalb nur beschränkte Erfahurungen damit gemacht, aber bisher hatte ich immer das Gefühl, das Backend von SISIS sei sehr umständlich zu bedienen. Bei Koha gab es zwar auch viele Einstellungen, die ich nicht auf Anhieb verstanden habe, ich bilde mir aber ein, dass sie insgesamt übersichtlicher und zugänglicher gestaltet sind. Einzig mit dem Recherchieren in Koha hatte ich noch ein wenig Mühe, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass die erstellte Datenbank sehr klein ist. Und ich denke, wenn man sich ans System gewöhnt hat, ist auch die Recherche keine grosse Sache mehr.

Schnittstellen einrichten

Nach der kurzen Ausleih-Übung haben wir uns dann noch zwei Schnittstellen zugewandt. Die eine war die Z39.50-Schnittstelle, die ich schon aus meinem Alltag ein bisschen kenne, die andere war die OAI-PMH-Schnittstelle, welche mir völlig neu war.

Z39.50

Die Einrichtung des Servers für die Z39.50-Schnittstelle war verblüffend einfach und eine Sache von wenigen Klicks. Die Schnittstelle wird ja hauptsächlich zum Recherchieren in fernen Datenbanken verwendet, von denen Katalogdatensätze auch gerade übernommen werden können. Die übernommenen Daten müssen dann immer noch angepasst werden, aber für Bibliotheken wird so sehr viel Arbeit erspart, da nicht jedes Medium von Grund auf neu erfasst werden muss.

Laut Wikipedia ist das Z39.50-Protokoll mittlerweile aber auch schon wieder etwas in die Jahre gekommen - es wurde, ähnlich wie MARC, anfangs der 90er Jahre von der Library of Congress entwickelt. Wie auch bei MARC mit BIBFRAME ist es beim Z39.50-Protokoll jetzt schon klar, dass das Nachfolgerprodukt SRU sein wird. Ich nehme an, wir werden im Laufe des Kurses sicher nochmal über Schnittstellen sprechen, deshalb sei das hier mal so am Rande erwähnt.

OAI-PMH

Wie die Z39.50-Schnittstelle ist auch die OAI-PMH-Schnittstelle sehr schnell eingerichtet. Die Abkürzung OAI-PMH steht für Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting. Das Protokoll ist laut Wikipedia gut 10 Jahre jünger als das Z39.50-Protokoll und zielt primär darauf ab, dass Metadaten, welche aus verschiedenen Institutionen wie z.B. Universitätsbibliotheken, einfacher und zentraler zu finden sein. Die Metadaten werden dabei nicht wie beim Z39.50-Protokoll von verschiedenen Servern gleichzeitig abgefragt, sondern zentral gespeichert und aufbereitet.

Marktüberblick zu Bibliothekssystemen

Zum Schluss hat’s dann noch einen kurzen Marktüberblick zu gängigen Bibliothekssystemen gegeben. Dieser hat mich ein bisschen erschlagen und mir auch die Augen dafür geöffnet, wie viele Systeme es eigentlich gibt - wobei OCLC und Ex Libris wohl die Giganten im Spiel sind und sich Ex Libris immer weiter in eine Marktführerrolle drängt. Mich würde dann für den weiteren Kurs noch interessieren, welche Anforderungen wissenschaftliche Bibliothekssysteme im Vergleich zu Systemen, welche für öffentliche oder auch für Schulbibliotheken entwickelt wurden, haben. Aus dem Bericht von Marshall Breeding habe ich entnommen, dass da anscheinend Welten dazwischen liegen, v.a. was neuere Entwicklungen angeht.

(Aus Eigeninteresse hier noch verlinkt: zusammenfassende Tabellen mit aktuellen Statistiken (2020))

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